Neulich bin ich dann mal wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen: Kopfhörer kaufen. Dieses Mal: Sony WF-1000XM5
Auch wenn ich letztes Jahr vom akuten Einbruch der Batterieleistung etwas angefressen war, bin ich ein großer Fan des Vorgängermodells gewesen.

Ladeschalen nebeneinander: Apple AirPods Pro, Sony WF-1000XM5, Sennheiser Momentum Treu Wireless 3
Die Ladeschale ist nur minimal dicker als die der Apple AirPods Pro, aber dafür etwas weniger hoch. Ich würde sie insgesamt schon als reichlich kompakt bezeichnen.
Klangqualität & Sony Sound Connect App
Klang ist out of the box ohne EQ-Einstellungen ziemlich solide und mit optimaler EQ-Einstellung recht gut. Es gefällt mir um Längen besser als das, was die jüngsten Apple AirPods Pro leisten können und sogar besser als das, was die Sennheiser MTW3 nach der individuellen Klanganpassung hervorbringen. Die Anpassungsmöglichkeiten des MTW3 sind mit Abstand die langwierigste und komplexeste Prozedur, die ich bislang bei dem Bluetooth-Kopfhörer vorgefunden habe, und entsprechend markant ist das Ergebnis. Die XM5 sind trotzdem minimal kontrollierter, detaillierter und räumlicher. Das ist nun kein Unterschied wie Tag und Nacht, aber dennoch hörbar.
Das Setup der XM5 über die Sony Sound Connect App (früher Headphones App) ist schnell gemacht. Die App ist leider nur im Google Play Store verfügbar und ich musste sie daher über die Aurorastore App installieren. Dankenswerterweise läuft die App einwandfrei ohne Google Play Service und mit blockiertem Netzzugriff.
Es gibt einen 5-Band-EQ, der manuell eingestellt werden kann oder durch ein paar Multiple-Choice-Buttons, die während der Musikwiedergabe nacheinander ausgewählt werden können. Über beide Wege komme ich zu einem fast identischen Ergebnis. Zusätzlich zu den fünf Bändern kann über einen Clear Bass Regler die Stärke des Basses kontrolliert werden. Und auch wenn ich bei der Einstellung spaßeshalber mal ein wenig übertreibe, bleibt der Bass kontrolliert und wird nicht matschig.
Wird Bluetooth Connection Quality auf Prioritize Sound Quality gestellt, verbinden sich die Kopfhörer via LDAC mit dem Smartphone.

Beide Stöpsel in der Ladeschale
Tragekomfort
Nichts ist bequemer als die AirPods, aber gleichzeitig lösen sich beim Kopfschütteln kein Ohrstöpsel schneller seinen Sitz als die AirPods. Solange ich mich nicht bewege und mein Gesicht starr halte, sitzen sie. Aber ich merke, dass ich einem Meeting die Stöpsel alle paar Minuten justieren muss, weil sie sich schon beim Sprechen so weit lösen, dass sie aus der Ohrmuschel zu fallen drohen.
Die Schaumstoff-Tips der XM5 sind weicher als die des Vorgängermodells. Das fühlt sich in der Öffnung des Ohrkanals etwas angenehmer an. Das Einsetzen ist schon wie bei den XM4 etwas aufwendiger. Bis sie ordentlich sitzen und eine gute Abdichtung des Ohrkanals erzeugen, muss ich ein wenig herumprobieren. Ein dichter Sitz ist für Klang und Noise Cancelling von elementarer Bedeutung – ohne richtigen Sitz taugt das alles nichts. Aber sitzen die einmal, dann bleibt das auch so. Auch wildes Kopfschütteln ändert daran nichts; Grimassenschneiden und Sprechen auch nicht. Es werden Tips in vier Größen mitgeliefert, da ist auch für Baby- und Elefantenohren etwas Passendes dabei. Sie sind ziemlich klein und nach einer Weile könnte ich fast vergessen, dass ich sie im Ohr habe.
Die XM5 sind etwas kleiner als die Vorgänger. Für mich macht das keinen Unterschied, aber wenn jemand sehr kleine Ohrmuscheln hat, ist das vielleicht ganz töfte.
Tragekomfort ist okay, aber zu lange möchte ich die auch nicht ununterbrochen tragen. In der Hinsicht gibt es wohl kaum eine Konkurrenz zu AirPods, wenn sie denn nur vernünftig im Ohr bleiben würden. Das ist wohl bei den Stöpseln von Apple der Preis für den Tragekomfort. Ich spürte sie kaum, da sie so los sitzen, aber sich auch entsprechend schnell lösen.

Pappverpackung
Wie gewohnt eine Verpackung aus Pappe ohne Plastikfolie oder Firlefanz. Hat mir schon beim Vorgänger hervorragend gefallen.
(Active) Noise Cancelling
Umgebungsgeräusche werden IMHO ausreichend abgeschirmt. Ich bin da weder enttäuscht noch irgendwie überrascht. Zum einen verschließen die Schaumstoff Tips den Gehörgang perfekt und dann kommt noch das Active Noise Cancelling obendrauf.
Wer allerdings mal einen Bericht gesehen oder gelesen hat, in dem behauptet wird, das ANC der XM5 würde auf Niveau von Overears liegen: Das ist vielleicht etwas übertrieben. Das ANC ist gut für einen Stöpsel, aber nicht so gut, dass die XM5 dem ANC eines Ohr-umschließenden Kopfhörers das Wasser reichen könnte. Durch die Bauweise bedingt ist das ANC beispielsweise vom Sony WH-1000XM4 markant besser. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch bei anderen geschlossenen Modellen der Fall sein wird.
Als Referenz nehme ich den schrillen Staubsauger meiner Nachbarn. Der XM5 unterdrückt den Krach ziemlich gut. Besser noch als die jüngsten AirPods Pro oder der Sennheiser MTW 3 – MTW 4 habe ich noch nie gehört. Gleich auf sind die Bose QuietComfort Earbuds II.
Trittschall & Körperschall
Da hat sich leider nichts geändert zum Vorgängermodell. Auf eine Nuss beißen, während die Stöpsel in den Ohren stecken, ist kein Spaß. Man hört wirklich jeden Schritt, auch eine holprige Busfahrt ist kein Spaß. Hier sehe ich das übelste Manko der XM5. Bei einer „aktiven“ Beschäftigung sind die Kopfhörer nicht die beste Wahl.
Fazit
Da ich die Kopfhörer nie nutze, wenn ich zu Fuß unterwegs bin und in freier Wildbahn maximal beim Bahnfahren, stört mich der Trittschall eher wenig. Bei allen anderen Aspekten haben die XM5 die Nase vor und sind für mich ein klasse Upgrade vom Sennheiser MTW3.