Irgendwo bin ich ja immer (noch) auf der Suche nach der ultimativen Kameratasche, die zumindest für Freizeitaktivitäten geignet ist. Neben meinem Faible für Taschen, bei denen man das Equipment nur über einen Zugang im Rückenteil erreichen kann, finde ich auch Rucksäcke mit einen seitlichen Zugang für Equipment ganz praktisch, da man den Rucksack gar nicht erst absetzen muss um an die Knipse zu kommen. Zumindest in der Theorie. In der Praxis habe ich bisher noch keinen Rucksack gefunden, bei dem das möglich gewesen wäre oder nicht irgendwas anderen ungemein gestört hätte. Das jüngste Negativbeispiel ist der Peak Design Everyday Backpack 20 l, dessen Gurtsystem eine vollkommen unbequeme Katastrophe ist.
Der Lowepro Slingshot Edge ist der nächste Kandidat, der sich mit einem laschen Preis von ca. 60 Euro zumindest erlauben könnte etwas dünn neben dem überteuerten Peak Design Everyday Backpack rüberzukommen. Tut er aber nicht. Der Slingshot ist, wie der Name schon ein wenig vermuten lässt, kein Rücksack mit zwei Gurten sondern eine Slingbag mit eine Riemen, der über Kreuz über der rechten Schulter getragen wird. Also im Prinzip irgendwas zwischen Rucksack und Schultertasche. Wollte ich schon immer mal ausprobieren.
Wichtig war mir, dass der Riemen über die rechte Schulter geht. Beim Slingshot gibt es auch nicht die Option die Tasche über der anderen Schulter zu tragen, da die Form des Gurtes das nicht erlaubt. Es sei denn man ist Großmeister im Yoga und kann seinen Körper nach Belieben verbiegen.
Tragekomfort
Erstaunlich komfortabel. Am Boden ist der breite, gepolsterte Tragegurt mit einem Verschluss an die Tasche angebracht und dort ist auch eine Lasche zur Längenverstellung des Gurtes. Und die ist wichtig, denn zum bequemen Tragen muss man den Gurt so fest ziehen, dass die Tasche gut am Rücken anliegt und nicht baumelt. Zum Ablegen oder herumziehen um die Knipse herauszuholen, muss der Gurt gelockert werden. Das ist ein Handgriff und klappt wunderbar.
Wenn ich nur ein T-Shirt trage, muss ich den Gurt ziemlich fest ziehen, damit das Ganze nicht doch ein wenig rutscht. Trage ich eine Jacke aus Fleece oder einem anderem nicht zu glattem Material, kann der Gurt auch etwas lockerer sein.
Das Rückenteil ist leider nicht sonderlich atmungsaktiv gestaltet, und beim Tragen findet kein guter Luftaustausch statt. Bei ungünstigen Temperaturen schwitze ich schon ein wenig mehr unter der Tasche. So dass ich den Gurt dann schon mal ein gutes Stuck weiter stelle, was dann zur Folge hat, dass die Tasche nicht mehr so bequem sitzt. Das kann man sich so vorstellen, dass nur der Boden der Tasche etwa auf Höhe den Dambeins anliegt und der Rest den Rücken nicht berührt. Für kurze Zeit mag das sehr erfrischend sein, aber sicher keine Art die Tasche dauerhaft zu tragen. Bei angenehmen Temperaturen <15 °C wird das vermutlich kein Problem mehr darstellen.
In Action
Das A und O ist der seitliche Zugang und ob man die Kamera daraus entnehmen kann ohne die Tasche abzusetzen. Jo, das klappt mit einer kleinen spiegellosen Knipse ganz gut. Bei einer D800 mit L-Winkel würde ich das Herausnehme ein wieder Reinstecken eher als ein Zerren und Stopfen bezeichnen. Wobei ich erstaunt war, dass die Kamera überhaupt passt, denn die Tasche ist schon eher auf kleine DSLRs oder Spiegellose ausgerichtet.
Und was passt rein
In das untere Kamerafach geht bspw. eine Fuji X-T2 mit ausgesetzten XF16 und zwei kleine Linsen wie ein XF35 und ein XF50 und ein paar kleinste Kleinigkeiten. Größere zusätzliche Objektive müssen dann schon ein wenig gequetscht werden.
Der vorderen Teil in dem der Body liegt ist groß genug um einer Kleinbild Knipse Platz bieten. Es ist eng, aber geht. Eine Nikon D800 oder Canon 5D mit einem 24-70 passt gerade nach. Mit einem Makro Planar 100mm bleibt sogar noch ein wenig Luft. Das Reinschieben, wenn man die Tasche trägt, bedarf allerdings ein wenig Fingerspitzengefühl.
Die Teiler im Kamerafach bieten keine große Flexibilität, da die begrenzten Klettflächen im Innenteil kaum eine andere Konfiguration zulassen. Es gibt im Prinzip nur eine Möglichkeit Kamera und Co unterzubringen. Zugegebenermassen macht auch keine andere Konfiguration Sinn.
Der Innenraum des oberen Teils misst ca. 23 x 20 x 7 cm. Also ein paar ordentliche Overear Kopfhörer und ein bisschen mehr geht allemal. Im oberen Abteil gibt es auch noch eine Kleines Netzfach mit Reisverschluss und an der Vorderseite eine Gelegenheit ein Pad unterzubringen. Das liegt dann vorne halb über dem Kamerafach und dem oberen Teil der Tasche. Und aussen an der Front ist noch eine recht dünnes Tasche mit Reissverschluss, wo man sein Smartphone nicht reinlegen sollte. Zumindest nicht, wenn man in der Großstadt unterwegs ist. Das Täschchen bettelt Personen mit erhöhter krimineller Energie und ausreichender Fingerfertigkeit an mal eben einen Blick reinzuwerfen.
Während sich Links das Kamerafach befinden ist auf der rechten Seite eine Netztasche, in der eine 1 l Flasche bequem untergebracht werden kann.
Verarbeitung
Nach nur ein paar Wochen Gebrauch kann ich keine Schwachstellen erkennen. Die Nähte sind gut. Die Reissverschlüsse laufen ohne zu haken. Das Material wirkt robust. Den mitgelieferten Regenschutz habe ich noch nicht benutzt. Die Polsterung ist beruhigend dick.
passt | passt nicht so |
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Da man die Tasche idR. weit unter dem UVP der Herstellers bekommen kann und trotzdem einen ziemlich soliden Eindruck macht, wird sie in meiner Sammlung einen anderen Rucksack ersetzen. Und ich weiss auch schon welches überteuerte Design Stückchen ich aus meine Obhut entlassen werde…